Gnade sei mit Euch und Friede von Gott,
unserem Vater, und dem Herrn, Jesus Christus. Amen.
Liebe GD-Gemeinde,
ich möchte heute eine Begebenheit erzählen,
die jemand vor 2000 Jahren erlebt hat.
Dieser Mensch heißt Mattias.
Und ich erzähle die Begebenheit so,
wie Matthias selbst sie erzählt haben kann:
Es war ein Tag wie jeder andere.
Ich saß hier im Sand – am Fluss.
Hörte und sah, was der Meister redete und machte.
Bis zur Hüfte ist er wieder im Jordan gestanden,
hat den Menschen zugerufen:
„Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“,
dann hat er die, die zu ihm ins Wasser stiegen getaucht, getauft und bekehrt.
Deshalb haben ihm die Leute
auch den Beinamen „Der Täufer“ gegeben.
Mit diesem Namen ist er schon ziemlich bekannt.
Johannes ist aber auch ein gewaltiger Redner,
seine Worte sind gewaltig,
beängstigend sogar,
aber das entspricht der Stimmung in unserem Land:
Viele Menschen haben Angst.
Sie fühlen sich unterdrückt, verfolgt, bespitzelt,
die Besatzer führen mein Volk mit harter Hand.
Wer nicht spurt, wird festgenommen
und im Schnellverfahren gekreuzigt.
Steuern erdrücken zudem das Volk.
Wer nicht zahlen kann,
kommt als Sklave nach Rom.
Manche versuchen sich noch mit Waffen zu wehren, aber die meisten haben resigniert.
Sie fragen:
„Was können wir schon ausrichten
gegen eine Übermacht?“
Manche meinen auch:
„Wir müssen Gott sehr erzürnt haben
oder unsere Väter vor uns,
dass er uns jetzt so straft.“
Immer häufiger höre ich Menschen sagen:
„Das Ende der Welt ist nahe.
Wenn doch nur der Messias endlich kommt.“
Aber wie wird das sein, -- wenn Gott kommt?
frage ich.
Ich habe das viele Menschen gefragt.
Und jeder hat eine andere Meinung.
Dann habe ich von diesem Prediger gehört,
sie sagten: Er steht am Ufer,
an einer Furt des Flusses Jordan.
Die Furt ist eine prima Stelle,
sie liegt an einer der großen Straßen,
da kommt jeden Tag viel Volk vorbei.
Hier hat Johannes sich hingestellt und gepredigt,
er hat einfach zu den Menschen gerufen,
die an ihm vorbeigezogen sind.
Viele haben zunächst den Kopf geschüttelt,
aber dann sind sie doch stehen geblieben,
haben zugehört.
Ich bin auch hingegangen,
aber das ist eine längere Geschichte.
Er ist schon eine skurrile Erscheinung,
ein richtiger Asket,
ernährt sich von Heuschrecken und wildem Honig,
hat so einen derben Kamelhaarmantel an.
Und was er redet, macht Eindruck.
Er erzählt:
Was hilft es,
sich auf irgendeine Religionszugehörigkeit,
sich auf irgendwelche äußeren Dinge
wie die Erfüllung der Gebote -- zu verlassen,
wenn das Herz unrein ist.
Wie sollen wir Menschen Gott begegnen,
wenn es in uns nicht stimmt,
wie begegnet Gott dann uns?
Mit Gericht! – na klar.
Bei wem es im Herzen schlecht aussieht,
der kann auch außen nichts Gutes bringen.
„Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe!“ – ruft er.
Kehrt innerlich um,
bereut euere Fehler.
Lasst euch reinigen:
Tut es in eurem Herzen,
indem ihr euer Leben ausrichtet auf Gott.
Tut es äußerlich,
indem ihr zu mir ins Wasser steigt
und euch untertauchen lasst.
„Ich taufe euch mit Wasser zur Buße;
der aber nach mir kommt…der wird euch
mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“
Da ist viel Volk zu ihm ins Wasser gestiegen
und hat sich taufen lassen.
Und eines Tages kam einer,
der stieg auch zu ihm ins Wasser.
Ich habe gehört,
wie sie miteinander gesprochen haben.
Und ich habe mich gewundert.
Zum ersten Mal wollte Johannes nicht,
dass er jemanden tauft,
sondern er wollte selbst getauft werden:
„Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde,
und du kommst zu mir?“ -- hat er gesagt.
Aber dieser Mensch wehrte ab:
„Lass es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns,
alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“
Und da hat Johannes ihn doch getaucht
– wie alle anderen auch.
Und da ist noch etwas Merkwürdiges passiert:
Als dieser Mensch getauft war,
blieb er plötzlich -- wie angewurzelt stehn,
sah nach oben -- Richtung Himmel.
Es sah aus,
als sei er wie vom Donner gerührt.
Dann stieg er aus dem Wasser.
Und ich dachte bei mir:
Irgendwie wirkt er verändert.
War sein Gang aufrechter,
oder war seine ganze Erscheinung verändert?
Irgendetwas kam über mich.
Vielleicht war es Neugier,
aber wohl auch der Wunsch,
ihm nahe zu sein,
ihn kennen zu lernen.
Ich bin jedenfalls aufgestanden
und hinter ihm her.
Noch im Laufschritt rief ich zu ihm:
„Du warte mal!
Wie heißt du?
Wer bist du?
Wie war das für dich, als du getauft worden bist?“
„Das sind viele Fragen, die du mir stellst“ -- sagte er.
Und er erzählte, während er weiterging:
„Bei meiner Taufe sah ich den Himmel aufgehen,
und Gottes Geist
wie ein Taube -- auf mich -- herabschweben,
und ich hörte eine Stimme -- vom Himmel her,
die sprach:
Dies ist mein lieber Sohn,
an dem ich Wohlgefallen habe!
Das hat mich tief getroffen,
jetzt muss ich es erst mal -- innerlich – sortieren.
Ich möchte allein sein.
Ich bin auf dem Weg in die Wüste.
Wenn du mich also bitte verlassen willst.
Sicher treffen wir uns ein anderes Mal wieder.“
Ich blieb stehen.
„Aber, sag mir wenigstens deinen Namen!“
rief ich ihm hinterher.
„Ich heiße Jesus!“ antwortete er im Weitergehen „Jesus aus Nazareth!“
Dann ging er.
Und ich kehrte um.
Ich kam zu der Stelle,
an der er getauft worden war,
und ließ mich ebenfalls taufen.
Als ich aus dem Wasser stieg,
hörte ich keine Stimme aus dem Himmel.
Ich sah auch keinen Geist Gottes,
der wie eine Taube zu mir herunter kam.
Aber ich hatte einen Gedanken – tief in mir.
Und dieser Gedanke war:
„Das verbindet uns jetzt,
mich und Jesus von Nazareth,
dass wir beide getauft sind.
Und wenn er von Gott -- „mein lieber Sohn“
genannt wird,
kann ich dann nicht „Gottes liebes Kind“
genannt werden?“
Ich möchte mehr von ihm wissen,
mehr mit ihm zu tun haben,
mit diesem Jesus,
Immerhin hat er Gott mit Liebe verbunden --
anders als Johannes,
der nur von Gericht und Feuer gepredigt hat.
Jetzt sitze ich also hier und warte
am Ufer des Flusses Jordan.
Er muss ja hier vorbei,
wenn er aus der Wüste kommt.
Hier – an der großen Landstraße –
werde ich ihn treffen,
und dann gehe ich mit ihm.
Ich bin gespannt, was er zu erzählen hat.
Vielleicht kann er mir noch mehr
von dieser Stimme aus dem Himmel berichten.
Soweit die Geschichte.
Liebe GD-Gemeinde,
dieser Matthias hat etwas Wichtiges erfahren,
etwas, das uns allen gilt
und das jeder von uns ebenfalls erkennen kann:
„Das verbindet uns jetzt,
uns und Jesus von Nazareth,
dass wir getauft sind.
Und wenn er von Gott -- „mein lieber Sohn“
genannt wird,
können wir dann nicht „Gottes liebes Kind“
genannt werden?“
Wie wird das denn bei uns nach außen sichtbar,
dass wir Gottes liebe Kinder sind?
Vielleicht nehmen Sie diese Frage heute
mit sich nach Hause.
Und vielleicht berichten Sie mir mal,
was Sie im Umgang mit dieser Frage
an Antworten -- für sich -- gedacht haben.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.