Küster/in gesucht!

 

Stellenausschreibung der Evangelischen Kirchengemeinde Freimersheim

Die Evangelische Kirchengemeinde Freimersheim sucht ab sofort

eine/n Küster/in (m/w/d)

mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 2 Stunden.

Die Tätigkeit beinhaltet im Wesentlichen den Küsterdienst bei den vierwöchigen Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen, einschließlich der Pflege des Außenbereichs an der Kirche.
Die Vergütung erfolgt nach KDO, Entgeltgruppe E 4.

Voraussetzung für die Einstellung ist die Mitgliedschaft in einer der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) angehörenden Kirche.
Schwerbehinderte Bewerberinnen und Bewerber werden bei gleicher Eignung berücksichtigt.

Nähere Informationen erhalten Sie bei Pfarrerin Anja Krollmann (Vorsitzende des Kirchenvorstandes), Telefon: 06731-43358.

Bitte senden Sie Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen an Evangelische Kirchengemeinde Freimersheim, Kirchgasse 39, 55234 Kettenheim.



Vorwort

Du bist ein Gott, der mich sieht!“

So lautet die Losung für das Jahr 2023.

„Regina Prieß, Optometristin“, so steht es auf einem Metallschild an der Häuserfassade. Es handelt sich um eine Seh-Schule. Krankengymnastik für die Augen, Verbesserung der Sehkraft, noch mal anders, als Optiker das machen. Augen-optik kümmert sich um das einzelne Auge, arbeitet mit mechanischen Hilfen wie Brillen. Optometrie nimmt das Zusammenspiel beider Augen in Blick, schärft oder ermöglicht die Wahrnehmung für Menschen, die das Sehen nicht richtig gelernt haben, die Schwierigkeiten haben, sich zu orientieren, etwas ins Auge Gefasstes wiederzufinden oder etwas in Bewegung zu verfolgen. Oft bekommen Menschen mit solchen Defiziten die Fehldiagnose ADHS gestellt, Zappelphilipp. Dabei bräuchten nur die Augen ein wenig Training, eine Seh-Schule.

„Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Früher war ein ähnlich klingender Satz in Schulen zu hören: „Gott sieht alles.“ Mit diesen Worten wurden Drohkulissen aufgebaut. Jeder noch so kleine Fehltritt, jeder böse Gedanke, jede unterlassene Hilfeleistung – Gott weiß davon. Diese Worte haben ganze Generationen mit Scham erfüllt und ein gestörtes Verhältnis zu Gott gefördert.

Die Jahreslosung 2023 dient keiner Drohkulisse. Im Gegenteil. „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Im biblischen Kontext sagt Hagar diese Worte, als Gott ihr in der Wüste begegnet. Hagar ist vor Sara davongelaufen. Die beiden Frauen haben sich heftig zerstritten. Hagar ist schwanger von Abram, Saras Mann. Dabei hat Sara die Schwangerschaft selbst eingefädelt. Sie hat Abram dazu sogar ermutigt, mit Hagar ins Bett zu gehen, damit sie endlich den ersehnten Erben bringt. Sara selbst hat keine Kinder. Und ihr Plan geht auf: Hagar ist schwanger, und sie ist stolz darauf. Hochnäsig lässt sie Sara spüren, dass sie sich ihr überlegen fühlt. Und Sara? Sie kehrt die Chefin raus, strietzt Hagar, wo es nur geht.

Schließlich hält die Schwangere es nicht länger aus. Sie läuft davon – direkt in die Wüste. Erschöpft und durstig ruht sie an einer Quelle aus. Sie weiß nicht, wie es für sie weitergeht, nur, dass sie nicht mehr zurückkann. Doch in der Wüste gibt es auch keine Zukunft für sie und ihr Kind. Da begegnet ihr der Engel. Er sagt: „Kehre wieder um zu deiner Herrin und demütige dich unter ihre Hand. Ich will deine Nachkommen so mehren, dass sie der großen Menge wegen nicht gezählt werden können. Siehe, du bist schwanger geworden und wirst einen Sohn gebären, dessen Namen sollst du Ismael nennen; denn der Herr hat dein Elend erhört.“ Staunend und dankbar ruft Hagar aus: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Was so viel heißt wie: Du hast mich mit meinen Problemen erkannt.

Sehen und gesehen werden, das ist ein menschliches Grundbedürfnis. Es ist genauso wichtig wie Essen, Trinken, Schlafen. Gesehen werden ist für Promis lebensnotwendig, auch Blogger legen größten Wert darauf. Manche tun fast alles, um aufzufallen, auch einige User bei Facebook. Da werden die spektakulärsten Fotos gepostet: traumhafte Ferienziele, Aufnahmen an waghalsigen Spots, aber auch Banalitäten wie das angerichtete Mittagessen, die neuen Schuhe, das Kind auf dem Töpfchen, das Kätzchen im Wäschekorb. Wohl kaum eine Generation der Menschheit legt so viel Wert darauf zu sehen und gesehen zu werden wie die heutige.

„Mama, Papa, guck mal!“ Diesen Satz hören wir von Kindern. Was wir dann zu sehen kriegen, ist oft wenig erstaunlich, aber es zeigt, wie wichtig es ist, dass Menschen sich beachtet fühlen. Lange konnte man sagen: Das wächst sich raus, mit zunehmendem Alter wird es unwichtiger, immer und überall bestätigt zu werden. Mit den sozialen Medien aber wurde das Bedürfnis gesehen zu werden stabilisiert, der Wunsch nach Aufmerksamkeit ins Erwachsenenleben mitgenommen. Wer sich nicht gesehen fühlt, der tut manchmal die bescheuertsten Aktionen in aller Öffentlichkeit, der versucht sich hervorzutun durch Stören und Zerstören, im schlimmsten Fall durch einen Amoklauf.

Aber es gibt auch positive Seiten: Wenn soziale Medien das Selbstbewusstsein stärken, Menschen ein Stück weit ihre Einsamkeit überwinden oder mit ihren Ideen und Taten die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen, während sie in der realen Welt nicht beachtet worden sind. Die sozialen Netzwerke haben einen Vorläufer: das Gebet. Gebete sind meistens privat, es gibt sie aber auch in der Öffentlichkeit, etwa im Gottesdienst. Im Gebet kann eine ganze Gemeinde darum bitten, dass Gott hinsieht.

Von Gott gesehen zu werden, das ist mit Risiken verbunden, denn Gott lässt sich nichts vormachen. Er sieht, wer und wie wir sind. Vor ihm können wir nichts beschönigen noch vertuschen. Dass Gott die Menschen sieht, davon handeln die Urgeschichten der Bibel: Im Alten Testament versuchen Adam und Eva, sich vor Gott zu verstecken, nachdem sie von der verbotenen Frucht gegessen haben, wobei auch ihnen die Augen aufgegangen sind. Sie haben erkannt, dass sie nackt sind. Gott findet sie und sieht, dass sie sich ihm widersetzt haben. In der Sintflut-Geschichte erkennt Gott, dass der Mensch von Grund auf böse ist, das heißt, der Mensch ist zum Bösen fähig, aber auch zum Guten. Beim Turmbau zu Babel fährt Gott sogar vom Himmel herab, um sich die Stadt und den Turm aus der Nähe zu betrachten, bevor er das Gebäude zerstört und die Menschen in viele Sprachen spaltet. Als Israel in Ägypten lebt und wie Sklaven behandelt wird, sieht Gott die Not der Menschen und hilft, er befreit sein Volk aus der Knechtschaft. All diese Geschichten von Gott und den Menschen lassen sich als eine Geschichte des Hinsehens und Wegsehens, des Versteckens und Gefunden-Werdens erzählen.

„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Was ich an diesem Satz gut finde, ist, dass er keine Aufforderung ist, weder ein Imperativ an den Menschen, noch ein Appell an Gott. Die Jahreslosung 2023 ist eine schlichte Aussage voller Vertrauen und Hoffnung, voller Staunen und Dankbarkeit. Gott sieht hin. Er erkennt das Leid in der Welt, die Not vieler Menschen. In Jesus Christus am Kreuz hat er Not und Leid selbst kennen gelernt. Er weiß, was wir denken und fühlen, vielleicht bevor es uns bewusst ist. Lügner und Verführer werden von ihm entlarvt. Aber die, die sich selbst als nichts wert ansehen, die von anderen missachtet werden, denen schenkt er besondere Aufmerksamkeit. Gott behält uns im Blick.

Ganz gleich also, was auf uns zukommt an Gutem und an Bösem: Gott, der uns sieht, weiß, dass wir existieren, durch ihn sind wir begleitet in der Welt. Der Schöpfer, dem wir als Geschöpfe unser Leben verdanken, sieht uns mit Augen der Liebe. Er hat ein Auge auf uns, ganz gleich, wo das Leben uns hinführt. Das zu hören, kann trösten und es macht zuversichtlich. Dafür bin ich dankbar.

Es grüßt Sie herzlich Ihre Gemeindepfarrerin Anja Krollmann!