Vorwort
Feierabend. Endlich das Werkzeug aus der Hand legen, den PC runterfahren, die Tür hinter sich abschließen. Wenigstens noch ein paar Sonnenstrahlen abkriegen, mit dem Hund rausgehen, die letzten Stunden des Tages Zuhause ge-nießen. Zeit haben für sich, für Hobbys, für die Familie. Es klingt wie eine Verheißung: Feierabend. Mühe, Stress, Anforderungen neigen sich ihrem Ende zu. Kirche macht Feierabend – in diesem Zusammenhang kann Feierabend auch anders verstanden werden: Der Letzte macht‘s Licht aus. Der Abgesang der Kirche.
Wenn wir sehen, wie viele Menschen aus der Institution austreten, dass Gebäude verkauft, Kirchengemeinden zusammengelegt und Pfarrstellen gestrichen werden, weil nicht nur die Kirchensteuern, sondern auch Pfarrerinnen und Pfarrer fehlen, kann das Angst machen; zumindest macht es unsicher. Die Zeit, in der Kirchengemeinden gewachsen sind, Gemeindezentren in Neubaugebieten aus dem Boden gestampft wurden, scheint vorbei.
Jetzt heißt es sparen, Veranstaltungen, Gruppenangebote, Gottesdienste ausdünnen. Aber auch Schwerpunkte setzen. Sich das, was zählt, neu bewusstmachen, sich auf das Wesentliche konzentrieren. Veränderung bedeutet nicht nur, dass wir uns von Vertrautem verabschieden, Gewohntes hinter uns lassen. Sie bedeutet auch, dass wir herausgefordert sind, Neues zu wagen, uns auf Unbekanntes einzulassen, sich Fremdes vertraut zu machen. Veränderung macht nicht nur Angst. Sie ist auch eine Chance, aus eingefahrenen Spuren herauszukommen, alte Zöpfe abzuschneiden, Ballast über Bord zu werfen. Vielleicht haben wir als Kirchengemeinde manches getan, einfach, weil es immer schon so war, weil wir es gewohnt waren. Wir mussten nicht darüber nachdenken. Sein Sinn war der, dass es das gab. Schon durch die Pandemie wurde manches anders.
In der Pandemie waren wir als Kirchengemeinden herausgefordert, neue Formen zu entwickeln, uns neue Handlungsräume zu erschließen. Wir haben überlegt, wie wir als Kirche nahe bei den Menschen sein und trotzdem Abstände einhalten können. So hatten Mitglieder der Kirchenvorstände Heiligabend vor drei Jahren vor ihre Haustüren und Hofeingänge Laternen und Windlichter mit dem Friedenslicht von Bethlehem gestellt. Kleine Kerzen im Becher und Zettel mit der Weihnachtsgeschichte gab es zum Mitnehmen. Wir mussten kreativ sein, neue Ideen entwickeln. Wir haben es versucht und es ist gelungen.
Veränderung bedeutet also nicht nur, Dinge wegzulassen oder abzuschaffen. Sie ist auch eine Chance, Neues auszuprobieren, Überholtes guten Gewissens sein lassen zu dürfen und Liebgewonnenes als Wert für alle gut sichtbar aufzubewahren.
Kirche macht Feierabend – das ist etwas Neues, das wir 2018 zum ersten Mal ausprobiert haben, damals mit dem ehemaligen Dekanat Alzey zusammen. Da hatten wir eine neue Form gefunden, die vielen gefällt, von der viele gesagt haben: „Das müsst ihr wieder machen!“ Dieses Jahr war es soweit. Vom 14. bis 16. Juli hatten wir die Feierabendkirche – ein bisschen kürzer, weniger aufwendig, ohne das Dekanat, aber es ist gelungen. Dafür können wir Gott danken. Danksagen können wir für Menschen, die die Feierabendkirche besucht haben. Danksagen können wir für alle, die bei diesem Fest geholfen haben. Da gab es Männer, die die Stände aufgebaut, Tische und Stühle gestellt haben. Da gab es Frauen aus dem Seniorenteam Esselborn, die das Essen zubereitet haben. Die Mädels vom Kühlen Grund machten Cocktails, die gut ankamen. Künstler traten auf und bereicherten das Zusammensein mit Musik. Mitglieder der Kirchenvorstände übernahmen den Getränkeverkauf und Spüldienst. Die Firma B&W organisierte die Technik, die sie wieder einmal kostenlos zur Verfügung stellte. Auch dafür möchte ich Dank sagen!
Kirche macht Feierabend – das ist ein Erfolgsmodell, das Gegenteil von kirchlichem Abgesang. Es ist ein Fest, bei dem Menschen zusammenkommen, die eine gute Zeit miteinander erleben. Kirche gibt es bei diesem Fest nicht nur für treue Gottesdienstgänger, sondern auch für die, die sich von der Institution längst abgewandt haben. Es ist ein Fest, bei dem Kirche für viele überraschend neu sein kann, nah und spürbar an ihnen dran. Es ist etwas Wertvolles und zugleich noch Neues, das in unseren Gemeinden beibehalten werden kann. Im Blick auf das, was wir miteinander erlebt haben, bedeutet Feierabend im besten Sinne des Wortes das: Abends feiern wir zusammen!
Mit der Idee einer gemeinsamen Feier sind wir nicht allein. Wir haben prominente Gesellschaft: Auch Jesus hat gerne gefeiert. Wir wissen von einer Hochzeit, zu der auch Jesus und seine Freunde eingeladen sind. Bei diesem Fest – so erzählt die Bibel – hat er Wasser in Wein verwandelt. Seine Gegner haben ihn als Fresser und Weinsäufer bezeichnet. Wo Rauch ist, da ist auch Feuer. An dem Vorwurf „Fresser und Weinsäufer“ wird ein Funke Wahrheit gewesen ein. Jesus war kein Asket wie sein Lehrer Johannes. Von dem wird erzählt, er hat sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährt. Jesus ist anders.
Nach seiner Taufe hat er sich von seinem Lehrer distanziert. Während Johannes mit großen Gesten und wildem Auftritt den Menschen drohte: „Zeigt durch euer Leben, dass ihr euch wirklich ändern wollt! … Die Axt ist schon angelegt, um die Bäume an der Wurzel abzuschlagen. Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.“, hat Jesus von Gottes Liebe erzählt. Jesus ging zu den Menschen, wo sie gelebt und gefeiert haben, hat geheilt und gepredigt. Durch das, was er sagte, und durch das, was er tat, wurde Gottes Reich sichtbar und spürbar.
Wer sich zu Jesus hält, der gehört in Gottes Reich, er entscheidet sich für ein Leben in Gottes Welt. Gottes Reich ist ein ewiges Fest des Himmels auf der Erde. Jesus gibt uns einen Vorgeschmack darauf, wie es sein wird, in Gottes Welt zu leben. Mit dieser frohen, das Leben bejahenden Art ging er neue Wege, anders als sein Lehrer Johannes, der den Beinamen „der Täufer“ trägt.
Jesus ging nicht nur andere Wege als sein Lehrer, er ging auch in eine andere Richtung als der religiöse Mainstream und die Gesellschaft seiner Zeit. Jesus hatte mit Menschen Kontakt, die am Rand der Gesellschaft gewesen sind: Zöllner, Huren, Ehebrecherinnen, Kranke. Nach religiöser Auffassung war der Umgang mit ihnen, der Kontakt zu Sündern verboten. Er machte unrein. Wer als unrein galt, der durfte nicht in den Tempel, er durfte nicht den Gottesdienst mitfeiern, nicht am religiösen Leben teilnehmen.
Für die meisten klingt das heute wenig bedrohlich. Sie würden sagen: „Dann schau ich mir halt den Gottesdienst im Fernsehen an oder ich mach was anderes Tolles, geh mit Freunden brunchen oder im Wald spazieren. In der Natur bin ich Gott auch nahe.“ Manche haben für sich eine Ersatzreligion gefunden, wie das Fußballspiel am Sonntag. Den Menschen zurzeit Jesu galt jedoch der Gottesdienst, die Gemeinschaft mit Gott und der Gemeinde als höchstes Gut. Wer vom Gottesdienst ausgeschlossen war, der wurde einsam, er wurde zum Außenseiter. Sünder waren nicht gesellschaftsfähig, nicht mehr umgangstauglich. Man behandelte die Sünde wie eine ansteckende Krankheit, separierte die, die sich an ihr angesteckt hatten und schloss sie aus der Gemeinschaft aus. Wer als Sünder galt, konnte nur noch mit anderen Sündern zusammen sein. Aus diesem Teufelskreis kam er nicht mehr heraus.
Jesus sprengt den Rahmen, die allgemeine Auffassung seiner Zeit. Er hat Sünden vergeben und Kranke geheilt. So holte er jene, die aus der Gemeinschaft ausgestoßen waren, ins gesellschaftliche Leben hinein. Er hat Menschen re-integriert. Ehemalige Sünder gehören zu seinem engsten Freundeskreis: Den Zöllner Matthäus macht er zu einem Jünger. Auch Frauen sind dabei. Das war zuzeit Jesu ebenfalls neu und fremd, dass Frauen bei ihm auf Augenhöhe sind. In der patriarchalen Welt der Antike standen sie gesellschaftlich auf einer Stufe mit Kindern und Sklaven. Öffentlich und privat herrschte der Mann, der Pater Familias. Er entschied über Leben und Tod aller in seiner Hausgemeinschaft.
Im Evangelium des Markus werden Begleiterinnen Jesu sogar namentlich erwähnt, etwa als Jesus gekreuzigt wird: „Und es waren auch Frauen da, die von ferne zuschauten, unter ihnen Maria von Magdala und Maria, die Mutter Jakobus' des Kleinen und des Joses, und Salome, die ihm nachgefolgt waren, als er in Galiläa war, und ihm gedient hatten, und viele andere Frauen, die mit ihm hinauf nach Jerusalem gegangen waren.“ Frauen waren die ersten am leeren Grab: „Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben.“
Jesus ist anders als die Menschen seiner Zeit. Er ging neue Wege. Vielen, die ihm begegnet sind, hat er den Horizont geweitet, er gab ihnen einen neuen Blick auf sich selbst, auf andere und auf das Leben. Manche Normen, die in Religion und Gesellschaft üblich waren, hat er in Frage gestellt, er hat sie ausgehebelt oder umgekehrt. So gab er denen, die ausgegrenzt waren und missachtet wurden, einen neuen Wert. Bei allem, was neu und einzigartig an ihm ist, bewahrt hat er seine Liebe und Treue zu Gott und den Menschen. Jesu Liebe und Treue sind so groß, dass er dafür bis ans Kreuz ging.
Sogar am Abend vor seinem Tod kam er noch einmal mit seinen Freunden zusammen, hat mit ihnen gegessen, getrunken und gefeiert. Es ist sein Abschiedsmahl gewesen. Dass es sein letztes Abendmahl sein würde, das erkannten seine Freunde erst später. Nach Ostern wird erzählt, dass er als der Auferstandene wieder mit Menschen zusammenkam und mit ihnen Mahlgemeinschaft hielt, und dass sie ihn daran erkannt haben, wie er das Brot teilte. Wann immer wir als seine Gemeinde feiern, ob beim Abendmahl, im Gottesdienst oder beim Gemeindefest, begleitet und bestärkt werden wir von Jesu Geist. In seiner Gegenwart ist Kirche lebendig, mit ihm wird sie nahe und spürbar bei den Menschen sein.
Eine gute Begegnung mit Jesus in der Gemeinschaft der Kirche wünscht Ihnen
Ihre Gemeindepfarrerin Anja Krollmann!
Küster/in gesucht!
Stellenausschreibung der Evangelischen Kirchengemeinde Freimersheim
Die Evangelische Kirchengemeinde Freimersheim sucht ab sofort
eine/n Küster/in (m/w/d)
mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 2 Stunden.
Die Tätigkeit beinhaltet im Wesentlichen den Küsterdienst bei den vierwöchigen Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen, einschließlich der Pflege des Außenbereichs an der Kirche.
Die Vergütung erfolgt nach KDO, Entgeltgruppe E 4.
Voraussetzung für die Einstellung ist die Mitgliedschaft in einer der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) angehörenden Kirche.
Schwerbehinderte Bewerberinnen und Bewerber werden bei gleicher Eignung berücksichtigt.
Nähere Informationen erhalten Sie bei Pfarrerin Anja Krollmann (Vorsitzende des Kirchenvorstandes), Telefon: 06731-43358.
Bitte senden Sie Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen an Evangelische Kirchengemeinde Freimersheim, Kirchgasse 39, 55234 Kettenheim.