Gnade sei mit Euch und Friede von Gott,
unserem Vater, und dem Herrn, Jesus Christus. Amen.

Liebe GD-Gemeinde,

Tsunami – ein Wort,
das für mich - erst seit einigen Jahren - bekannt ist

– für Sie vielleicht auch –  

spätestens seit der Flutkatastrophe
an Weihnachten vor wenigen Jahren.

Sie werden sich - an die schrecklichen Bilder
aus Indonesien und Thailand erinnern.

Als ich ein Kind war,
habe ich dieses Wort nicht gekannt

-- sicher geht es vielen so auch. –

Da haben wir nichts gehört
von Klimaerwärmung und Klimawandel.

Sicher: Es gab keine Informationen für das Volk,
aber auch keine spürbaren Zeichen,

nicht für mich,
nicht für die einfachen Bürger.

Heute kennen Grndschüler
dieses Wort: Tsunami

– zumindest die meisten –   

und sie können auch - genau erklären,
was ein Tsunami ist.

Meine Schüler -- 4. Klasse –
erzählten mir in Religion – vor kurzer Zeit,

dass sie selbst - Bilder eines Tsunamis -
im Fernsehen gesehen haben.

Und ein Schüler meinte sogar,
dass bald eine große Flutwelle - zu uns kommen wird,

das hätten sie im Fernsehen berichtet,

da hätten Wissenschaftler den Untergang der Welt,
die Überschwemmung der Erde genau berechnet.

Meine Güte, -- dachte ich, -- 
9-jährige beschäftigen sich mit dem Ende der Welt,

eben weil Umweltzerstörung und Klimawandel
Thema sind,

weil Menschen sich davor fürchten –
ich denke -- zu recht.

Und obwohl wir
-- dank wissenschaftlicher Erkenntnisse
und Medienberichten -- 

nahezu alles über Klimaschäden und deren Ursachen, über menschliches Fehlverhalten

– auch über uns eigenes –  wissen,

leben und streben die meisten von uns
-- mitsamt der übrigen Menschheit --

-- kaum gebremst -- oder ungeniert --  
noch immer in diese Richtung,

Richtung Umweltkatastrophe, -- Zerstörung der Natur,
Klimawandel, -- globales Ende.

Und wenn noch hundert Eisbären
von geschmolzenen Polarkappen aus

ins offene Meer hinaus schwimmen
auf das sichere Ertrinken zu,
und obwohl viele von uns
um die Folgen unseres Handelns wissen,

und selbst schon merken, dass Klima anders ist --
kaum einer ändert sein Verhalten:

Zu sehr sind Menschen - verstrickt  
in wirtschaftliche Abhängigkeit,

politisches Vorteilsdenken,
eigene Bequemlichkeit.

Die paar, die ökologisch handeln,
werden kaum die globale Richtung ändern.

Sehenden Auges sitzen wir wie in einem Zug,
von dem wir wissen,

dass er direkt gegen den Prellbock fährt,
Richtung Weltende,

aber niemand bremst.

Die meisten sitzen da,
schauen aus dem Fenster,

genießen die Landschaft an,
die an Ihnen vorüberzieht,

und denken:

„mich betrifft es nicht,
ich werd’s nicht mehr erleben,

die Kinder und Enkelkinder vielleicht,

aber: Hauptsache mir geht es gut,
nach mir die Sintflut.“

Andere meinen vielleicht:

„Es wird schon nicht so schlimm.
Was die im Fernsehen zeigen,
ist eh übertrieben.

Wer ökologisch denkt, -- spinnt.

Umweltkatastrophen gab es schon immer
und wird’s immer geben.“

Und dann gibt es noch die,
die wissen und handeln,

die, die nach einer Notbremse suchen
in diesem Zug.

Aber nirgends ist eine zu finden.

Sie sprechen den Schaffner an.
Der hört nicht hin: -- Er ist beschäftigt.

Beim Zugführer steht am Führerhaus:
„Bitte nicht stören“ -- dran.
Was bleibt den wenigen, -- die bremsen wollen,

als die anderen Passagiere anzusprechen
sie zu schubsen, -- wachzurütteln -- und zu warnen,

doch die meisten reagieren aggressiv
oder überraschend gelassen:

fühlen sich gestört,

man hat sie aus ihrem Schlaf geweckt,
aus dem Wolkenkuckucksheim herausgerissen. ----

Aber manch einer wird vielleicht doch aufmerksam,
beginnt, ebenfalls zu handeln,

andere zu warnen,
vielleicht auch zu schreien, -- zu schimpfen,

bis endlich alle wach sind –
und handeln -- und bremsen.
Möglich, -- dass irgendwo noch die Bremse ist. -----
Wer jetzt denkt:

„Dieses Thema passt nicht zum Advent“,
der irrt,

denn von Naturkatastrophen
handelt auch unser heutiger Predigttext.

Ich lese aus dem Evangelium des Lukas, Kap. 21.

Da berichtet Jesus seinen Jüngern
von den letzten Tagen der Welt.

Heute erzählt er es uns:

„Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge,
die kommen sollen über die ganze Erde; denn
die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.
Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ Und er sagte ihnen ein Gleichnis: „Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass jetzt der Sommer nahe ist. So auch ihr: wenn ihr seht, dass dies alles geschieht, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist.“ – Herr, segne an uns dein Wort.

Liebe GD-Gemeinde,

es sind apokalyptische Zeichen,
die Jesus uns schildert,

erschreckend ähnlich den Tsunamibildern –
wie ich finde.

Doch wer genau hinhört,
merkt:

Gott kommt nicht in einer Naturkatastrophe –
von Menschen gemacht,

Gott kommt nicht aufgrund unserer  Umweltsünden und deren Folgeschäden.

Gott kommt –
aber anders, als Menschen es erwarten.

Was Jesus – mit gewaltigen Worten – beschreibt,
ist die Reaktion der Welt auf Gottes Erscheinen,

so mächtig ist Gottes Ankunft,

dass das Meer braust
und Himmelkörper Zeichen geben werden,

von Gott herbeigeführte Zeichen.
Dann – so sagt die Bibel –
hat die Wirklichkeit, -- wie sie ist,

wie wir sie kennen -- ein Ende.

Und eine neue Wirklichkeit, -- eine neue Zeit -- 
bricht an.

Nicht Endzeitszenario, -- sondern Zeitenwende.

Stellen wir uns das mal vor:
Alle Passagiere dieses Zuges,

des Zuges, -- der mit unaufhörlichem Tempo
in Richtung Prellbock rast,

weil zu wenige handeln,
weil zu wenige bereit sind, zu bremsen,

stellen wir uns vor,
dass dieser Zug plötzlich entgleist –
keiner weiß wie,

nur, dass der Zug vor dem Prellbock
aus der Spur kommt,

poltert und schwankt,

so rattert er – ungehindert –
über unbefestigtes Gelände.

Koffer, Menschen, Jacken, Taschen,
alles fällt übereinander,

einige schreien,
andere weinen.

Und dann – in all dem Chaos –
steht der Zug plötzlich still

Fast hätten sie es nicht bemerkt
bei alle dem Wirbel:
Der Zug hat gehalten.

Einige rappeln sich auf,
linsen ungläubig nach draußen,

es stimmt:

Sie sind noch mal davon gekommen --
mit dem Schrecken in den Gliedern,

auf wackeligen Beinen
einige tasten sich zum Ausstieg,

wollen nur noch raus.

Mit zitternden Händen betätigen sie den Riegel,
die Zugtür springt auf.

Menschen treten ins Freie.
Sie sehen:

Der Zug ist auf eine grüne Wiese entgleist,
Vogelsang empfängt sie aus tausend Kehlen,

Menschen atmen erleichtert aus –
und wieder ein,

atmen frische, klare, saubere Luft,
lachen – befreit – in den Himmel.

Die Sonne strahlt,

wohltuend, -- warm,
von einer stabilen Ozonschicht gefiltert.

Liebe GD-Gemeinde,
vielleicht denkt der ein oder die andere von uns:

Ach wäre ich dort.

Und genau das – liebe Gemeinde, --
ist die Hoffnung, -- die Jesus uns gibt –
mit diesem Text,

mit dem Entwurf einer kommenden,
einer anderen Welt,

in der eben nicht alles aus,
sondern etwas Neues beginnt,

einer Wirklichkeit,
in der unmöglich Erscheinendes -- möglich wird.

Gott kommt – und Jesus sagt:
so sicher wie der Frühling auf den Winter.

Gott kommt -- so sicher, wie der Feigenbaum
jedes Jahr neue Blätter hat.

Der Feigenbaum – ein Bote aus der Natur –
der - mit seinem neuen Grün - uns daran erinnert:

Gott kommt, -- Gott ist nahe.
Und diese Nähe Gottes geschieht

inmitten unserer von Umweltschäden kranken Welt.
Gottes Nähe ist wohltuend und heilsam.

Das, liebe Gemeinde, ist Advent.
Advent: -- die Sehnsucht nach einer Welt,

in der Gott Krankes heil
und Unmögliches möglich macht. ----

Die Bilder endzeitlicher Schrecken
werden nicht die letzten sein.

Jesus gibt uns ein neues, ein anderes Bild:
eines voller Zuversicht und Hoffnung.

Glauben wir an das, was Jesus sagt,
werden wir frei sein von Furcht,

frei sein zu handeln,
gehören wir zu den Menschen,
die die Bremse jenes Zuges suchen,

in dem wir alle sitzen

zu denen, die dann am Ende der Geschichte
auf der grünen Wiese sind. ----

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.