Gnade sei mit Euch und Friede von Gott,
unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.
Liebe Gemeinde der Weihnacht,
an Weihnachten werden Geschichten erzählt –
wir hören Worte aus alter Zeit.
Worte, die in unsere Zeit,
in unser Leben hineingesprochen werden.
Eine solche Geschichte
habe ich Ihnen heute mitgebracht:
Es ist die seltsamste
und am seltensten erzählte Geschichte
von der Geburt Jesu Christi.
Diese Geschichte
stammt von dem Evangelisten Johannes.
Sie steht bei Johannes am Anfang seines Evangeliums.
Und diese Geschichte geht so:
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
Dasselbe war im Anfang bei Gott.
Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.
In ihm war das Leben,
und das Leben war das Licht der Menschen.
das Licht scheint in der Finsternis,
und die Finsternis hat's nicht ergriffen.
Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. Er war
in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott
geboren sind. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.
Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.
Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene,
der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt.
Wer Ohren hat, der höre.
Liebe Gemeinde der Christnacht,
wie im Evangelium des Johannes
erleben wir dieser Zeit
ein Zusammenspiel,
aber auch ein Gegenspiel
von Licht und Dunkel:
Nächte sind lang und kalt,
Tage sind kurz.
Die Natur erstarrt zu Eis.
Das Leben wird reduziert, wird ruhiger,
zieht sich in sich zurück,
erholt sich, um neue Kräfte zu sammeln.
Menschen zünden Lichter an, entzünden Öfen,
die Dunkelheit weicht,
wo Licht ist, wird es wärmer.
Wo dagegen kein Licht ist,
bleibt es dunkel und kalt.
Andererseits:
Licht kommt gerade im Dunkeln zur Geltung.
Gegen die Finsternis wirkt ein kleines Licht.
Wir, die wir heute hier sind,
sind aus dem Dunkel gekommen.
Wir kamen aus der Nacht in diese Kirche,
in einen schützenden bergenden Raum.
Wir kamen aus einem heilsbedürftigen,
nach Sinn suchenden Leben in Gottes Nähe --
mit all der Sehnsucht, auch mit all den Defiziten,
die wir in uns haben.
Das Licht unserer Kerzen ist ein Zeichen dafür,
ein Zeichen, das sagt: Gott ist nahe.
Gottes Nähe spendet Wärme und Licht,
Freundschaft und Liebe.
Gott spendet Leben:
Mitten in der Nacht kommt sein Kind zur Welt
in der Nacht da draußen,
in der Nacht, die wir tief in uns empfinden.
Da, wo Menschen sich traurig oder einsam fühlen,
dahin kommt Gott.
Da, wo Menschen krank sind und leiden,
wird Gottes Kind geboren.
Da, wo Menschen Schmerzen haben oder Angst,
kommt Gott uns nahe.
Da, wo Schuldgefühle und schlechtes Gewissen
uns belasten, trägt Gott mit.
Da, wo Ärger und Streit Menschen entzweien,
kommt Gott mit seiner versöhnenden Liebe.
Gottes Licht scheint.
Vielleicht wollen wir manch dunkle Stellen
in unserem Leben nicht beleuchtet haben.
Manches ist angenehmer, wenn es im Dunkeln liegt.
Doch wer sein Gesicht wegdreht vom Kerzenschein,
dessen Gesicht wird finster,
der sieht nicht den warmen freundlichen Glanz,
der sieht allenfalls finstere tanzende Schatten.
Auch Ihre Gesichter, liebe Gemeinde,
sind durch das Licht Ihrer Kerzen hell.
Ihre Gesichter scheinen freundlich und warm.
Das Licht spiegelt sich in Ihren Augen wider.
Und sind nicht die Augen der Spiegel der Seele?
Vielleicht trauen Sie sich mal,
Ihrem Nachbarn ins Gesicht zu blicken.
Es ist ein angenehmes, warmes Gesicht,
in das Sie sehen werden. ----
Und so wie heute unsere Gesichter strahlen,
so strahlt Gottes Licht.
Wer Gottes Licht in sich hat,
der wird ein neuer, ein anderer Mensch.
Der sieht nicht nur freundlich aus,
der wird freundlicher -- und er wird fröhlich.
Fröhlich über die Geburt eines Kindes.
Fröhlich darüber,
dass mit diesem Kind Gott uns nahe ist.
Dieses Licht kommt zur Geltung --
womöglich nicht gleich,
aber irgendwann bricht es sich Bahn.
Wer sich Gott zuwendet,
der wird zu einem Kind Gottes.
Wer Gottes Licht in sich lässt,
aus dem strahlt es wider,
in dem wirkt Gott selbst,
der wird ein Liebender,
der bezeugt mit seinem Leben,
dass Gott liebt,
der wendet sich seinen Mitmenschen zu
wie Gott sich uns zuwendet.
Liebe Gemeinde,
Ich glaube: Gottes Licht ist keines,
von dem wir uns abwenden müssten.
Es mag erhellend und klar sein,
aber auch gütig und mild, voller Liebe und Gnade.
Wer im Licht bleibt, der bleibt auf der Seite des Lichts der bleibt auf der Seite des Lebens.
In diesem Licht kann es für uns Weihnachten werden.
Wir feiern das Fest des Lebens.
Wir feiern das Fest des Lichts.
Gott möchte, dass wir dieses Licht weiter geben.
Wie es in einem Lied heißt,
das dieser Tage gesungen wird:
„Tragt in die Welt nun ein Licht,
sagt allen: Fürchtet euch nicht.
Gott hat euch lieb, groß und klein,
seht auf des Lichtes Schein.“
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.