Herausfinden, was christlicher Glaube bedeutet und was einen selbst überzeugt, sich in einer Gemeinschaft erleben und üben, mit der Unterschiedlichkeit anderer umzugehen, von Jesus lernen und ihn zum Vorbild nehmen – all das gehört zum Inhalt eines Konfirmandenseminars. Dieses Jahr fand es vom 15. bis 18. Januar in Bad-Homburg statt. Sechs Jungen und vier Mädchen waren mit Betreuerin Andrea Schmadel vom Kirchenvorstand Freimersheim und Pfarrerin Anja Krollmann dort in die Jugendherberge gefahren. In einer der Unterrichtsstunden stellten die Jugendlichen Skulpturen her, die ihre Beziehung zu Gott darstellen. Dafür lagen Holz, Wolle, Draht, Nägel, Federn, Korken und anderes Material im Gruppenraum bereit.
Bei der Vielzahl der Materialien fiel die Auswahl schwer. Doch bald waren alle am Hämmern, Sägen, Schneiden und Kleben. Fotos von Anja Krollmann. |
Drei Korken umfangen von einem Band – so stellt Artur Halva aus Freimersheim seine Beziehung zu Gott dar: „Der eine Korken bin ich, die anderen sind meine Eltern. Zusammengehalten werden wir von Gott. Er ist das Band, das uns umgibt.“ So nah kann ein 13-Jähriger sich Gott und seiner Familie fühlen. Emilia Nick aus Esselborn hat für ihre Skulptur einen Wingertsknorzen gewählt. Im oberen Teil hat sie den Knorzen mit Wolle umhüllt und bunte Federn darauf geklebt. Die Federn stehen für die Menschen, die leben. Sie sind bei Gott. Auf den unteren Teil des Holzes hat sie Muscheln befestigt. Die symbolisieren die Verstorbenen. Auch sie sind bei Gott, nur dass sich ihre Form ändert.
Meggan Guadagnoli aus Freimersheim hat für ihre Darstellung zwei Muscheln verwendet: „Die kleine Muschel symbolisiert mich, die große – mit Folie umwickelt – Gott. Die Folie zeigt, dass Gott unsichtbar ist. Beide sind wir miteinander verbunden, haben aber auch Abstand zueinander. Der Holzklotz bedeutet, dass unsere Beziehung gefestigt ist.“
Neben den handwerklichen Einheiten wurde auf dem Konfirmandenseminar kognitiv gearbeitet. Das Vaterunser stand auf dem Programm. Bei einer Stationenarbeit in Kleingruppen ging es darum, zu jeder Bitte des Vaterunsers einen Arbeitsauftrag zu erfüllen. Zum Beispiel sollten die Konfirmanden die Frage beantworten: Welche Eigenschaften gehören zu einem guten Vater, zu einer guten Mutter? Welche dieser Eigenschaften lassen sich auf Gott übertragen? Güte, Geduld, Liebe, Fürsorge war die Antwort.
Zur Bitte: „Unser täglich Brot gib uns heute“ zählten die Jugendlichen auf, was sie zum Überleben brauchen. „Wasser und Brot“, meinte einer. „Aber auch Medikamente, Kleidung, ein Dach über dem Kopf“, ergänzten andere. „Was ist für ein gutes und sinnvolles Leben wichtig?“ „Familie und Freunde, aber auch Bildung, Urlaub, Musik, Freizeit.“ „Wo beginnt der Luxus?“„Luxus ist, wenn wir alles bekommen können, was wir möchten.“
Wo viel gedacht wird, braucht es Abwechslung. Also gab es wieder einen Kreativteil für die Hände. Nachdem die Aufgabe erfüllt war, Bibelcodes zu entschlüsseln und mit Hilfe dieser Codes aus dem Buch der Psalmen Symbole für Gott zu finden, durfte jeder sich ein Symbol auswählen und diesen Begriff mit selbst trocknendem Ton töpfern.
Tamara Oelmann aus Freimersheim hat als Symbol für Gott den guten Hirten gewählt, „weil Gott für mich sorgt und mich führt“. Sich selbst hat sie als Schaf dazu gestellt. Julian Schütz aus Freimersheim hat Gott mit einem Felsen verglichen. „Der ist alt, beständig und gibt Halt. Auf ihn kann man klettern, um sich zu orientieren.“ Wie eine Quelle des Lebens ist Gott für Julius Wittmann aus Flomborn. Der 13-Jährige möchte dieses Jahr mit seinen Jahrgangskameraden in Esselborn zur Konfirmation gehen.
Dass das Vater Unser nicht nur gesprochen, sondern auch mit Gesten gebetet werden kann, wissen die Konfirmanden schon aus dem Kindergottesdienst. In Bad-Homburg haben sie die Bitten als lebende Skulptur dargestellt. Dazu mussten sie sich erst mal einigen, wer was macht.
Nicht nur Lesen, Zuhören und Schreiben gehören zum Konfirmandenunterricht. Im Bibelmuseum in Frankfurt werden Geschichten der Bibel zum Greifen nahe gebracht. In der Abteilung Altes Testament tauchen die Besucher in die Lebenswelt der Nomaden ein. In einem Beduinenzelt dürfen sie Korn selber malen. Zuvor haben zwei Konfirmanden Nomadengewänder angelegt, um ihre Gruppe mit dem hebräischen Gruß „Schalom“ ins Zelt einzuladen. Dort werden Geschichten von Abraham und Sarah erzählt, Milch im Ziegenschlauch geschaukelt oder Wasser aus dem Brunnen geholt. Narde, Weihrauch, Myrrhe und andere Gerüche des Orients gibt es zu schnuppern.
In der Abteilung Neues Testament geht es mit einem nachgebauten Segelschiff auf den See Genezareth hinaus. Dort wird die Geschichte von der Stillung des Seesturms erzählt. Dazu bekommen die Konfirmanden Trommeln in die Hand, mit denen sie das Rauschen der Wellen, den Sturm auf dem See, das Platschen der Wellen gegen die Bootswand und die plötzlich eintretende Stille, nachdem Jesus dem Sturm geboten hat zu schweigen, vertonen.
Wieder sicher an Land geht die Entdeckungstour weiter. In Kleingruppen gilt es herauszufinden, was die Funktion einer Fibel, eines Nagels, einer Münze und eines Widderhorns ist. Deren Bedeutung (Schließen des Pilgermantels, Kreuzigung, Tempelsteuer und Signal im Tempel) wird nach gelungener Erkundung der gesamten Gruppe erklärt. Ein Film über Jesus rundete den Besuch des Museums ab. A. K.