Die Feiertage der K-Woche wurden dieses Jahr in besonderer Weise musikalisch begangen: Sabine Lindner aus Erfurt, die sich auf mittelalterliche Musik spezialisiert hat, war zu Gast und begleitete die Gottesdienste an Gründonnerstag, Karfreitag und in der Osternacht mit Gesang und verschiedenen Instrumenten wie Harfe, Kantele, Portativ, Glockenspiel, Flöte und Drehleier.
Den Auftakt der spirituellen Zusammenkünfte bildete das Tischabendmahl, das dieses Jahr erstmals in der Kettenheimer Kirche stattfand. An langen Tischreihen, die im Kirchenschiff aufgestellt worden waren, nahmen die Gottesdienstbesucher Platz.
Dann begann die Musikerin, nachdem das Glockenläuten vorüber war, mit einem Frühlingslied. Pfarrerin Anja Krollmann begrüßte die Gemeinde und stimmte die Anwesenden mit einigen Worten auf den bevorstehenden Abend ein, in dessen Zentrum traditionsgemäß die Feier des heiligen Abendmahls steht.
In der Eingangsliturgie wechselten gesprochenes und gesungenes Wort miteinander ab. Die Pfarrerin las die Liturgie, wie das Votum zur Eröffnung des Gottesdienstes und Gebete, Sabine Lindner sang dazwischen den Psalm „Laudate pueri“ und das Kyrie. Lesungen aus dem Alten und dem Neuen Testament, die vom Passahmahl und dem letzten Abendmahl Jesu handelten, übernahmen Mitglieder des Kirchenvorstandes. Gerahmt wurden die Bibeltexte vom Gemeindegesang, wie dem „Magnificat“ aus dem französischen Kloster Taizé, und Beiträgen der Künstlerin. Nach der Einsetzung und Feier des Abendmahls sowie einem Lied – komponiert von Hildegard von Bingen – „O viridissima virga“ aus der Sinfonia an die Grünkraft, gesungen von Lindner, lud Pfarrerin Anja Krollmann die Anwesenden ein, nun miteinander zu Abend zu essen. Kirchenvorstehende, die sämtliche Speisen vorbereitet hatten, trugen Gemüse und Käse, Trauben und Brote, Kräuterquark und Spundekäs auf die Tische auf und sorgten auf diese Weise umfassend für das leibliche Wohl der Feiertagsgemeinde. Mit munteren Gesprächen während des Essens ging das Beisammensein weiter.
Ein Erlebnis besonderer Art war das gemeinsame Abendmahl und anschließende Essen an langen Tafeln inmitten des Kirchenraumes.
Nachdem sich alle gestärkt hatten, leitete die Pfarrerin die Fürbitten ein, gelesen von Kirchenvorstandsmitgliedern. Nach einem Lied der Gemeinde und dem Segen oblag das letzte Wort der Musikerin, die der Gemeinde mit dem hebräischen Gesang „B'schalom Elohjim“ auch ihren musikalischen Segenswunsch mit auf den Heimweg gab.
Den Karfreitag beging die evangelische Gemeinde in Esselborn mit einer Meditation des Leidensweges Jesu und musikalischen Kreuzwegstationen – gestaltet von Sabine Lindner. Mit Gesängen wie „O rubor sanguinis“ nach Hildegard von Bingen und dem gregorianischen „Crucem tuam adoramus domine“ leitete die Künstlerin die Anwesenden gefühlvoll und fürsorglich vom Kreuz Jesu zu ihren Gedanken über das vielfache Leid in unserer Zeit bis hin zu Erfahrungen des Scheiterns, der Abschiede und eigenen Endlichkeit. Dieses sehr eindrucksvolle und meditative Gedenken zur Todesstunde Jesu endete – wie es der Atmosphäre dieses Tages angemessen ist – ohne Applaus.
Die Feier der Osternacht begann am Osterfeuer vor der Kirche in Wahlheim, an dem sich die Ankommenden versammelten. Mit dem Osterruf „O eternae deus“ – komponiert von Hildegard von Bingen – gesanglich dargeboten von Sabine Lindner – leitete Pfarrerin Anja Krollmann die Liturgie des Sonntags ein. Nach dem Entzünden des Osterlichts am Feuer, das an die feiernde Gemeinde mittels kleiner Kerzen weitergegeben wurde, trat man – musikalisch begleitet von der Sängerin – in einer Art Lichterprozession in die noch dunkle Kirche ein. Lesungen, gehalten von Kirchenvorstehenden aus Wahlheim, gerahmt von Gesängen Lindners, erinnerten an Israels Flucht aus Ägypten und Gottes Weg in die Freiheit, an den Ausblick auf Gottes neue Welt und seine Herrschaft auf Erden. Nach dem Verlesen des Osterevangeliums und einem längeren Musikbeitrag der Künstlerin folgte die Feier des heiligen Abendmahls.
Nach dem Gottesdienst lud Pfarrerin Anja Krollmann die Anwesenden zum Osterfrühstück ins benachbarte Gemeindehaus ein. Dort hatten Kirchenvorstehende und Gemeindeglieder aus Esselborn das Buffet und den Frühstücksraum vorbereitet und mit viel Liebe zum Detail dekoriert. So wurde es ein rundum schöner Ostermorgen. Ein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle allen, die am Gründonnerstag und Ostersonntag ehrenamtlich engagiert waren, auch dem Posaunenchor Kettenheimer Grund, der in Freimersheim den Gottesdienst musikalisch begleitet hat, sowie Prädikantin Annelie Wiehler für dessen Gestaltung. A.K.