Zur Zeit sind sie ausgebaut – die Pfeifen der Stumm-Orgel in der Freimersheimer Ev. Kirche. Seit Mitte Januar diesen Jahres ist die Orgel im wahrsten Sinne des Wortes stumm. Das Innere des Instruments befindet sich in der Werkstatt des Orgelbauers Rainer Müller in Merxheim, wo die Teile gereinigt, überarbeitet und poliert werden.
Wie ein Gerippe steht sie da, erst im Frühjahr soll sie wieder erklingen. Bis dahin wird ein E-Piano den Gesang der Gemeinde begleiten.
Foto: Anja Krollmann
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Die Spiel- und Registermechanik wird repariert, beschädigte Stücke müssen erneuert werden. Rekonstruiert werden sollen die Pedalstruktur sowie die Orgelbank. Der verschließbare Spielschrank um die Tastatur herum wird komplett entfernt. Diese Teile wurden vermutlich um das Jahr 1970 ergänzt bzw. verändert und passen nicht zur Stumm'schen Orgelbauweise. Das Gehäuse des Instruments ist – laut Gutachten des Orgelbauers Rainer Müller und der Orgelsachverständigen des Alzeyer Dekanats, Rainer Gross und Hartmut Müller, – vollständig erhalten. Auch die Pfeifen sind meist original, was die Orgel besonders und wertvoll macht. Erbaut wurde sie 1766 von der zweiten Generation der Orgelbauerfamilie Stumm aus Sulzbach bei Rhaunen. Im August 1879 arbeitete der Orgelbauer Friedrich Landlot an ihr. Dies ist durch eine Inschrift im Orgelinneren dokumentiert:
„Beim Umbau des Turmes wurden die Bälge vom Speicher herunter (Lücke) die ganze Orgel von Orgelbauer Herrn Friedr. Landlot + dessen Sohn August Landlot von Heimersheim renoviert, geschehen im Jahr 1879 im Monat August.
Der dermalige Pfarrer: August Dingeledy, Vikar
Lehrer: Georg Schmahl Kirchenvorstand:
Heinrich Kaufmann I.
Johann Schmitt IV.
Adam Beckmann
Jacob Wilhelm II.
Kirchendiener: Wilhelm Jung
Bei dem Umbau des Thurmes fiel der Dachdeckergehilfe Peter Sch... aus Bundenbach, Fürstenthum Birkefeld + verletzte sich derart, daß er wenige Stunden nachher eine Leiche war. Derselbe war 20 Jahre alt. Der Dachdeckermeister heißt Peter (Lücke) wohnhaft in Alzey.
Freimersheim, den 19. August 1879“
Die Sanierung der Orgel ist mit einem Finanzierungsplan von 26.400 Euro von der Kirchenverwaltung genehmigt worden und wird mit 3.000 Euro bezuschusst. Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, wird das Instrument in einem Gottesdienst mit Konzert feierlich wieder in Dienst genommen. A.K.