Die Sanierung der Ev. Kirche in Freimersheim hat begonnen. Nachdem das Denkmal auf dem Vorplatz, wie vom Landesdenkmalamt gefordert, aus Schützgründen von einer Steinmetzfirma vor Beginn der Arbeiten abgebaut und eingelagert worden ist, konnte das Gerüst gestellt und mit der dringend notwendigen Maßnahme zum Erhalt des Gebäudes begonnen werden. 

 

Anfang Juni wurde die Kirche außen eingerüstet.
Foto: Anja Krollmann

Die Schieferflächen haben die Dachdecker komplett abreißen müssen, sie werden im Zuge der Maßnahme erneuert werden. Auch der Turmhelm wurde ganz abgebaut, da viele Zapfenverbindungen der Holzkonstruktion verfault sind. Der Wetterhahn, der bei genauerem Hinsehen mehrere Einschusslöcher aufwies, wurde demontiert, vom Klempner gereinigt, repariert und wird von einer Restauratorin vergoldet werden. Mitte September soll er wieder die Spitze des Turmes zieren. Damit die Zimmerer die neuen Balken besser ins Dach einbringen konnten, haben sie sich an der Südseite als Zugang eine kleine Daube gebaut. Wenn sie mit ihrer Arbeit fertig sind, kann der Dachdecker mit dem Einschiefern beginnen. Die Turmuhr bekommt ein neues Zifferblatt und Zeiger. 

Marode Teile der Sandsteinfensterrahmen werden vom Steinmetz durch neue ersetzt, die Holzfensterrahmen auf der Südseite durch Metallrahmen erneuert. Im oberen Bereich der Orgel bekommen die kleinen festverglasten Fenster Öffnungsflügel, die mittels Motoren automatisch geöffnet und geschlossen werden. Wenn die Belüftungsanlage betriebsbereit ist, wird sie die Luftfeuchte innerhalb und außerhalb des Raumes messen, berechnen und steuern, wann die Fenster geöffnet oder geschlossen werden. Schutzgitter sollen den Einflug von Vögeln verhindern. Das neue Belüftungssystem wurde notwendig, da sich in der Orgel Schimmel gebildet hat. Im kommenden Jahr soll sie deshalb gereinigt und saniert werden.  

Im Außenbereich der Kirche erhält der Sockel einen neuen feuchteregulierenden Putz. Danach kann die Fassade gestrichen werden. Im Eingangsbereich innen werden die kaputten Bodenplatten gegen neue Jura-Marmorplatten ausgetauscht. Ein neuer größerer Fußabtreter soll das Hereintragen von Straßensalz im Winter verhindern. Handläufe außen am Eingang werden durch eckige Messingstangen ersetzt, die besser zur Tür passen und weniger in den Bürgersteig hineinragen. So kann die Kirche von Alt und Jung beinah barrierefrei betreten werden. A.K.


Daten und Fakten zum Kirchengebäude

Die einschiffige Kirche mit Dachreiter ist 14,80 Meter lang und 10 Meter breit. Der Eingang erfolgt im Osten von der Hauptstraße über einen schmalen Bürgersteig. Auf dem Grundstück der Kirche, im Süden, befindet sich ein kleiner Platz mit Gedenktafeln für die Gefallenen der Weltkriege und großer Soldatenstatue von 1934, der damals von der Ortsgemeinde angelegt wurde. Im Westen ist ein Wohngebäude an die Kirche angebaut, im Norden steht, durch einen 40 cm breiten Reil getrennt, auf halber Kirchenlänge ein Nebengebäude des angrenzenden Gehöfts. Als Folge der Kirchenteilung 1706 wurde 1724 das Gotteshaus als reformierte Kirche mit kleinem Dachreiter neben dem alten Rathaus errichtet. 1755 erhielt es eine 130 Kilogramm schwere Glocke, die bei Franz Speck in Heidelberg gegossen wurde. 1766 erhielt die Kirche ihre Stumm-Orgel. 

Die erste größere Renovierung erfolgte 1856. Ein steinerner Altar wurde 1865 eingebaut. Der alte Dachreiter wurde 1879 abgerissen und durch einen neuen ersetzt. 1929 wurde das Gotteshaus erneut renoviert. Eine weitere grundlegende Renovation erfolgte 1964: Das Gebäude erhielt einen zur barocken Ausstattung passenden Anstrich, ein Großteil der Bänke wurde durch neue ersetzt. Die Kirchenbeheizung erfolgt nun über eine elektrische Fußbankheizung. Der Altarbereich wird durch eine Wandmalerei mit Christusdarstellung von Paul Sinkwitz geprägt. 

1972 wurde die Stumm-Orgel restauriert, 1974 die Uhr erneuert, 1976 erfolgten Arbeiten am Dachstuhl. 1991/1992 wurden Maßnahmen zur Trockenlegung der Außenwände innen und außen sowie im Fundamentbereich durchgeführt. Hierbei wurde im Inneren der Fundamentbereich frei gegraben, abgedichtet und mit einer Schotterpackung, abgedeckt durch Gitterroste im Belag, vor Bodenfeuchtigkeit geschützt. Das Mauerwerk der Außenwände wurde mit Sanierputz verputzt und mit Kalkputz überzogen. Anfang Juni 2016 begann die Außensanierung der Kirche, die vor allem wegen der Schäden am Dachreiter und zum Erhalt des Gebäudes erforderlich ist.

Martin Klenner, zuständiger Architekt für die Außensanierung